Foto: Heidi Chocolat AG
In der Boxwelt lautet ein ungeschriebenes Gesetz: They never come back. Genau das ist Ihnen aber mit der Schwedenbombe gelungen. Wie haben Sie das geschafft?
Gerhard Schaller: Die Niemetz Schwedenbombe ist ja eine der beliebtesten Marken Österreichs. Bei der Übernahme 2013 haben wir hohe Beträge in den alten sowie den neuen Standort und ins Marketing investiert. Wir haben gemeinsam mit dem Handel die Verfügbarkeit und Visibilität der Niemetz Schwedenbomben sichergestellt und mehr als eine Million Schwedenbomben an die Österreicherinnen und Österreicher verteilt, um diese an den hervorragenden Genuss des süßen Klassikers zu erinnern. Außerdem haben wir unsere Konditorriegel Manja und Swedy an fast jeder Kassa in Österreich platziert. Dieser wahre „Hidden Champion“ ist ja die Nummer Drei im extrem umkämpften Riegelmarkt.
Worin sehen Sie die Chancen und die Bedeutung von Innovationen?
Schaller: Innovationen sind gerade in der Süßware sehr wichtig, weil Konsumentinnen und Konsumenten immer wieder etwas Neues ausprobieren wollen. Innovationen sind in der gesamten Warengruppe nicht zuletzt aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs unverzichtbar. Im Wettbewerb mit Eigenmarken und im Kampf um den limitierten Platz im Handel sind einzigartige Innovationen der Markenartikelhersteller gefragter denn je.
Hinzu kommt, dass die heimischen Verbraucherinnen und Verbraucher anspruchsvoll sind und oft nur mit neuen Impulsen zum Kauf angeregt werden können. Daher sind wir laufend dabei, neue Produkte zu entwickeln. Im Moment sind gerade das Erdbeerbusserl und die Schwedenbomben Schaumschnitte im Kühlregal neu im Markt. Beide Produkte werden hervorragend von den Konsumentinnen und Konsumenten akzeptiert und gekauft.
Welche Bedeutung haben Qualitätsmanagement und Zertifizierungen im Unternehmen?
Schaller: Wir legen einen großen Fokus auf Qualität und versuchen auch immer, unsere Produkte qualitativ weiterzuentwickeln. Auch auf Zertifizierungen wie IFS (International Featured Standard) legen wir großen Wert, da sowohl Qualität, aber auch Sicherheit für Konsumentinnen und Konsumenten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine sehr hohe Priorität für uns haben.
Innovationen sind gerade in der Süßware sehr wichtig, weil Konsumentinnen und Konsumenten immer wieder etwas Neues ausprobieren wollen. Innovationen sind in der gesamten Warengruppe nicht zuletzt aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs unverzichtbar.
Gerhard Schaller, Geschäftsführer von Heidi Chocolat AG Niemetz Schwedenbomben
Wie sehen Sie die Diskussionen um Zucker, Fett und Salz im Zusammenhang mit Übergewicht? Sind aus Ihrer Sicht Regelungen des Staats zielführend?
Schaller: Nach der deutlichen Zunahme verschiedener Zivilisationskrankheiten, wie zum Beispiel Adipositas, in den Industrieländern ist es nicht verwunderlich, dass gewisse Nahrungsmittel in den Fokus der Diskussion gerückt sind. Allerdings glauben wir nicht, dass Verbote oder hohe Steuern auf gewisse Produkte die Lösung für manche Fehlentwicklungen sind. Eine vernünftige Rolle des Staats beim Thema ausgewogene Ernährung sollte sich auf Information und Aufklärung beschränken. Beides kann natürlich schon in frühen Jahren in der Schule beginnen, damit gewissen Entwicklungen früh entgegengesteuert werden kann und man gar nicht erst über Verbote und so weiter diskutieren muss. So können in Maßen genossene Süßwaren auch in Zukunft ihren Platz in einer ausgewogenen Ernährung haben.
Welche Trends entwickeln sich aus Ihrer Sicht? Wie reagieren Sie darauf?
Schaller: Nachhaltigkeit ist nach wie vor ein großes Thema, das auch uns wichtig ist. So verarbeiten wir etwa ausschließlich Fairtrade-Kakao in unseren Produkten. Andere Zutaten werden – wenn möglich – lokal bezogen. Aber auch beim Thema Verpackung spielt Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. In diesem Bereich tun wir, was wir können, wie eben beispielsweise die Umstellung auf rePET (recyceltes PET). Wir stehen aber wie die gesamte Konsumgüterindustrie vor großen Herausforderungen, die weder einfach noch kurzfristig lösbar sind. Ein weiterer Trend in der Ernährung und auch im Süßwarenbereich geht in Richtung Qualitätsbewusstsein und Transparenz. Man möchte wissen, woher die Lebensmittel des täglichen Konsums kommen, wie und natürlich auch wo sie produziert werden.
Nachhaltigkeit ist nach wie vor ein großes Thema, das auch uns wichtig ist. So verarbeiten wir etwa ausschließlich Fairtrade-Kakao in unseren Produkten. Andere Zutaten werden – wenn möglich – lokal bezogen.
Gerhard Schaller, Geschäftsführer von Heidi Chocolat AG Niemetz Schwedenbomben
Welche Rolle spielt die Tradition für die Konsumentinnen und Konsumenten?
Schaller: Wir freuen uns über dieses verstärkte Qualitätsbewusstsein der Kundinnen und Kunden, das sich in den letzten Jahren gemeinsam mit einer neuen Genusskultur entwickelt hat, weil das genau unsere Stärke ist. Seit jeher werden sämtliche Niemetz-Produkte in Konditorqualität mit einem hohen Anteil an Handarbeit in Österreich produziert. Die Verbraucherinnen und Verbraucher assoziieren mit unseren Produkten Tradition und klassische Handwerkskunst. Für viele wecken Schwedenbomben, Manja und Swedy aus dem Hause Niemetz Kindheitserinnerungen.
Auch wenn Herr und Frau Österreicher hin und wieder beim Essen auch gern mal etwas Neues ausprobieren, spielt Tradition eine wichtige Rolle. So wie Schnitzel und Kaiserschmarrn seit vielen Jahrzehnten und länger unverändert geblieben sind, gibt es auch bei den Süßwaren Klassiker wie die Schwedenbomben, bei denen Veränderungen absolut unerwünscht sind. Diesen Wünschen unserer Konsumentinnen und Konsumenten tragen wir selbstverständlich sehr gerne Rechnung.
Wie reagieren Sie auf Trends wie die Reduktion des Zuckerkonsums?
Schaller: Natürlich sehen wir auch den Trend zur Reduktion des Zuckerkonsums. Wir haben in unserem breiten Portfolio von Haus aus zahlreiche Produkte für Konsumentinnen und Konsumenten, die darauf Wert legen, ihren Zuckerkonsum in überschaubaren Maßen zu halten oder zu reduzieren. So haben wir mit Heidi Dark ein breites Angebot an dunklen Schokoladen, das in Geschmackstests hervorragend abschneidet und einen hohen Anteil am klassischen Superfood Kakao aufweist. Unsere Heidi Dark Extreme 85 Prozent hat um ganze 70 Prozent weniger Zucker als klassische Milchschokolade. Seit kurzem haben wir auch eine Heidi Dark Schokolade mit 95 Prozent Kakaoanteil im Programm, deren Zuckeranteil nur mehr minimal ist.
Wir werden in Zukunft weiter daran arbeiten, unser Sortiment an dunklen Schokoladen zu erweitern. Zuckerersatzstoffe sind für uns im Moment kein allzu großes Thema und der Erfolg bereits am Markt befindlicher Produkte ist eher überschaubar. Was wir auch nicht verändern werden, sind die Original-Rezepturen unserer Niemetz-Produkte. Abgesehen davon, dass Schwedenbomben sowieso deutlich weniger Kalorien haben als Schokolade, wollen wir bei unseren beliebten Klassikern, die seit Jahrzehnten gut funktionieren, auf Kontinuität bei Geschmack und Produktqualität setzen.
Nachhaltigkeit rückt immer stärker in den Vordergrund. Stichwort CO2-Bilanz: Wie haben Sie das Unternehmen positioniert?
Schaller: Unsere lokale Produktion und die damit verbundenen kurzen Transportwege sind eine gute Voraussetzung für eine vernünftige Co2-Bilanz. Darüber hinaus versuchen wir, unseren CO2-Fußabdruck in allen Bereichen zu reduzieren. So haben wir beispielsweise sämtliche Plastikverpackungen auf rePET umgestellt und arbeiten ständig mit unseren Lieferanten daran, die Umweltverträglichkeit unserer Verpackungen weiter zu verbessen. Aber auch andere Maßnahmen wie Abfallvermeidung, Mülltrennung und so weiter werden laufend optimiert. Auch bei den Rohwaren versuchen wir, möglichst lokal einzukaufen. So verwenden wir seit dem Beginn nur Wiener Zucker.
Unsere lokale Produktion und die damit verbundenen kurzen Transportwege sind schon mal eine gute Voraussetzung für eine vernünftige CO2-Bilanz. Darüber hinaus versuchen wir, unseren CO2-Fußabdruck in allen Bereichen zu reduzieren.
Gerhard Schaller, Geschäftsführer von Heidi Chocolat AG Niemetz Schwedenbomben
Auch bei Plastikverpackungen ist Ihnen kürzlich ein großer Schritt gelungen. War das einfach oder hatten Sie spezielle Probleme zu lösen?
Schaller: Die Umstellung auf rePET war ein großes und richtungsweisendes Projekt. Wir haben ja vor der Umstellung auch geprüft, ob nicht der Umstieg auf Karton die umweltfreundlichere Alternative wäre. Dazu haben wir die Erstellung einer Ökobilanz für beide Verpackungen beauftragt. Das Ergebnis hat gezeigt, dass rePET in Summe die umweltfreundlichere Lösung ist.
Allerdings war die Entwicklung der neuen Verpackung sehr langwierig: Ein Team von Expertinnen und Experten hat mehr als ein Jahr daran gearbeitet. Der Grund ist der direkte Kontakt der Schwedenbombe mit dem rePET, wobei ich selbst überrascht war, dass dies so aufwändig ist. Auch die Suche nach einem passenden Hersteller und die Abwicklung der Umstellung war nicht ganz einfach und ist auch mit signifikanten Mehrkosten verbunden. Interessanterweise kostet das rePET mehr als ein neues PET. Uns ist aber wichtig, dass wir kein neues Gramm Plastik in Umlauf bringen – nun liegt es an den Konsumentinnen und Konsumenten, die Verpackung in der Gelben Tonne zu entsorgen.
Wie wichtig sind Herkunft und Regionalität für Ihr Unternehmen? Wie gehen Sie damit um?
Schaller: Für uns als traditionellen österreichischen Hersteller sind Herkunft und Regionalität zwei wichtige Faktoren, mit denen wir gegenüber internationalen Mitbewerbern punkten können. So beziehen wir unsere Rohstoffe nur von namhaften, möglichst österreichischen Lieferanten und produzieren unsere Schokoladenprodukte natürlich nur nach höchsten Qualitätsstandards ausschließlich an unserem Standort in Wiener Neudorf.
Wie stehen Sie zur in Österreich angedachten national verpflichtenden Kennzeichnung der Herkunft?
Schaller: Auch wenn Transparenz ein Trend im Lebensmittelsektor ist, glauben wir an die mündige Konsumentin und den mündigen Konsumenten. Wir denken, dass eine gewisse Balance zwischen Transparenz bei der Herkunft und einem möglicherweise überbordenden und teuren Regelwerk unbedingt notwendig ist.
Wenn Sie die sprichwörtliche Fee besuchen kommt: Welche drei Wünsche hätten Sie?
Schaller: Wenn diese Fee eine „süße“ ist, dann würde ich mir für unser Unternehmen wünschen, dass die Schwedenbomben länger haltbar wären, ohne die Originalrezeptur ändern zu müssen. Das würde schon viele Probleme lösen. Weiters wünsche ich mir für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Angehörigen, dass sie alle gesund durch die Coronakrise kommen. Nicht zuletzt wünsche ich mir, dass die Schwedenbomben, die in wenigen Jahren 100 werden, auch in 100 Jahren noch einer der beliebtesten Süßwarenartikel der österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten sind.
Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Schaller: Natürlich ein Dessert, und zwar die Schwedenbombentorte!
Weitere Informationen zum Unternehmen: niemetz.at und heidi-chocolate.com
Mag. Gerhard Schaller leitet Heidi Chocolat AG Niemetz Schwedenbomben seit 2014. Davor war er in der Meinl Industrieholding für den globalen Markenaufbau von Julius Meinl mit Fokus auf Asien, den Mittleren Osten und Nordamerika verantwortlich. Weitere Stationen waren eine Firma für Risikokapital und Private Equity sowie Kraft Foods/Mondēlez. Der gebürtige Pinzgauer hat Handelswissenschaften an der WU Wien studiert und danach noch Ausbildungen am Austrian Latin America Institute und zum Certified Turnaround Expert abgeschlossen.