Zuckerrübe, Rübenschnitzel, Kristallzucker und Würfelzucker auf einem Holztisch

Foto: mescioglu / Adobe Stock

Herstellung

Von der Rübe bis zum Zucker

Zucker wird hierzulande aus österreichischen Zuckerrüben gewonnen. Begleiten Sie mit „Österreich isst informiert“ die Zuckerherstellung – von der Aussaat der Rübensamen auf dem Feld über die Ernte und Verarbeitung bis zum Endprodukt.

Zucker wird aus Pflanzen mit hohem Zuckergehalt – wie der heimischen Zuckerrübe oder dem tropischen Zuckerrohr – gewonnen. In Österreich hat der Zuckerrübenanbau eine lange Tradition. Die Rüben werden zu Haushaltszucker für die Konsumentinnen und Konsumenten oder für die weiterverarbeitende Industrie verarbeitet. Wie aus der Rübe Zucker wird, erfahren Sie in diesem Artikel.

Seit wann wird Zucker hergestellt?

Die Zuckerrübe, wie wir sie heute kennen, gibt es seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Bereits 1747 stieß der Berliner Naturwissenschaftler Andreas Sigismund Marggraf auf die Runkelrübe als Zuckerpflanze. Aber erst sein Nachfolger, der Chemiker Franz Carl Achard, züchtete daraus die Zuckerrübe mit einem doppelt so hohen Zuckergehalt. Im Jahr 1802 ging die erste Rübenzuckerfabrik in Schlesien in Betrieb, 1803 eröffnete die erste österreichische Produktion in St. Pölten.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zuckerherstellung in Europa zu einem gefragten Gewerbe. Seit etwa 1950 wird Zucker industriell hergestellt und die Produktionstechnik seither laufend verfeinert. In Österreich werden Zuckerrüben heute hauptsächlich im Osten des Landes angebaut.

Wissenswertes zur Zuckerrübe

Die Zuckerrübe ist eine zweijährige Pflanze aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse. Im ersten Jahr bilden sich die Blätter und der Wurzelkörper (die sogenannte „Rübe“) und im darauffolgenden Jahr entstehen Blütenstand und Samen. Die Energie für diesen zweiten Wachstumsabschnitt wird als Zucker in der Wurzel der Pflanze – der Rübe – zwischengespeichert. Der Zucker entsteht durch Photosynthese. Der Zuckeranteil der Zuckerrübe beträgt 16 bis 20 Prozent, ihre Wurzel wird 20 bis 30 Zentimeter lang.

Die Ernte im Herbst und Winter

Die Samen der Zuckerrübe werden von Mitte März bis Mitte April ausgebracht. Im Herbst erreichen die Zuckerrüben ihren höchsten Zuckergehalt. Dann wird es Zeit für die sogenannte „Rübenkampagne“, also Ernte, Transport und Weiterverarbeitung. Geerntet werden die Zuckerrüben in Österreich etwa von Mitte September bis Mitte Dezember – abhängig von der Witterung. Früher war das Ernten mühsame Handarbeit, heute übernimmt ein modernes Gerät, der Rübenvollernter, fast alle Arbeitsschritte. Auf 1 Hektar Anbaufläche werden rund 70.000 Rüben geerntet, aus denen bis zu 13 Tonnen Zucker gewonnen werden.

Ernte der Zuckerrüben

Zuckerrübenernte: Bei der Ernte der Zuckerrüben kommen moderne Geräte und Maschinen – hier ein Rübenvollernter – zum Einsatz. Foto: Picture Desk AGRANA Schedl

Die Maschine schneidet die Blätter samt Rübenkopf ab, hebt die Rüben aus der Erde und sammelt sie ein. Ein Rüttelsieb befreit diese von Sand und Steinen. Per Traktor, Lkw oder Bahn gelangen die Zuckerrüben in eine der beiden Zuckerfabriken im niederösterreichischen Tulln oder Leopoldsdorf. An jedem Standort werden täglich rund 12.000 Tonnen Zuckerrüben verarbeitet.

Videotipp: So wird Wiener Zucker gewonnen

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Wie entsteht der Wiener Zucker? Erleben Sie in diesem Film den Weg der Zuckerrüben vom Feld über die Verarbeitung, die Überwachung im Labor und die Zwischenlagerung in Silos bis zum fertig abgepackten Produkt. Video: AGRANA Zucker GmbH

7 Schritte: So wird Zucker hergestellt

Nach der Rübenernte erfolgt die Zuckerproduktion in mehreren Arbeitsschritten:

  1. Herstellen von Rübenschnitzeln
    In der Zuckerfabrik werden die Rüben gewaschen und anschließend von Schneidemaschinen zu streifenförmigen Rübenschnitzeln zerkleinert. Diese haben einen Zuckergehalt von rund 16 bis 20 Prozent.
  2. Saftgewinnung
    Im etwa 70 Grad heißen Wasserbad löst sich fast der gesamte Zucker (Saccharose) aus der Rübe gemeinsam mit weiteren organischen und anorganischen Inhaltsstoffen. Der so entstehende Sud wird Rohsaft genannt.
  3. Saftreinigung und Filtration
    Der Rohsaft wird nun beim Raffinieren mit natürlicher Kalkmilch und Kohlensäure gereinigt. Die Nicht-Zuckerstoffe werden so gebunden, flocken aus und können abfiltriert werden. Sie werden den Feldern wieder zur Bodenverbesserung zugeführt.
  4. Safteindickung
    Übrig bleibt der sogenannte Dünnsaft. Das darin enthaltene Wasser wird in einem mehrstufigen Verfahren verdampft, was große Energiemengen benötigt. Der dabei entstehende Dampf wird zur Eigenstromerzeugung und zum Beheizen des Verdampfers genutzt.
  5. Kristallisation
    Unter Vakuum wird der sirupartige Dicksaft beim Kristallisieren nochmals eingedickt und mit fein gemahlenem Zucker „geimpft“. Dadurch bildet der Sirup Zuckerkristalle. Diese Kristalle wachsen durch weiteres Eindicken bis zur gewünschten Größe der Zuckerkörner.
  6. Zentrifugieren
    Beim Zentrifugieren trennt eine Zentrifuge die Zuckerkristalle vom Sirup. Dieser wird nochmals eingedickt und durchläuft weitere Kristallisationsstufen. Der so gewonnene „Weißzucker“ ist kristallklar und hat einen Saccharosegehalt von über 99 Prozent.
  7. Trocknung und Lagerung
    Durch Trocknen entfernt man auch noch die letzte Feuchtigkeit aus dem nun rieselfähigen Weißzucker. Der Zucker wird gekühlt und in Silos gelagert, ehe er für die endgültige Nutzung weiterverarbeitet und verpackt wird.

Die Zuckergewinnung im Überblick

Von der Herstellung der Rübenschnitzel über die Saftgewinnung bis hin zur Kristallisation und Trocknung: Die Abbildung zeigt die einzelnen Stationen der Zuckergewinnung. Grafik: AGRANA

Von der Herstellung der Rübenschnitzel über die Saftgewinnung bis hin zur Kristallisation und Trocknung: Die Abbildung zeigt die einzelnen Stationen der Zuckergewinnung. Grafik: AGRANA

Vielfältige Formen von Zucker

Das Grundprodukt Kristallzucker kommt haushaltsgerecht verpackt in den Handel oder wird weiterverarbeitet. Durch Pressen erhält man Würfelzucker, durch Mahlen Staubzucker. Für Gelierzucker wird dem Kristallzucker als Gelierhilfe Pektin sowie Citronensäure hinzugefügt. Braunzucker entsteht durch Veredlung mit Rohrzuckersirup. Kandiszucker wird durch Auskristallisieren hochwertiger Zuckerlösung hergestellt.

Fakten zur Zuckerherstellung

  • Anpflanzen der Rüben: Mitte März bis Mitte April durch Einzelkornsaat
  • Ernte: zwischen Mitte September und Mitte Dezember je nach Witterung
  • Zuckererzeugung in Österreich: in Tulln an der Donau und Leopoldsdorf im Marchfeld (beide in Niederösterreich)
  • Zuckermenge: Aus etwa 6 Kilogramm Rüben lässt sich 1 Kilogramm Zucker gewinnen.

Was geschieht mit den Nebenprodukten?

Bei der Zuckerherstellung werden die eingesetzten Rohstoffe fast zur Gänze verwertet. Der Sirup, der nach dem letzten Kristallisationsschritt übrigbleibt, wird Melasse genannt. Diese enthält noch 6 bis 9 Prozent des Zuckers der ursprünglichen Rübe sowie lösliche Nicht-Zuckerstoffe. Melasse wird als Rohstoff in der Backhefe- und Futtermittelindustrie und der Alkoholerzeugung verwendet. Die Restmelasse ist reich an Kaliumoxid und daher ein hochwertiger Biodünger.

Die Rübenschnitzel, die nach dem Auslaugen übrigbleiben, werden ausgepresst, getrocknet und in Pelletform als Viehfutter verwendet. Carbokalk fällt im Zuge der Reinigung des Rohsaftes an und ist ein besonders schnell wirkender Kalkdünger. Reich an Phosphor und Stickstoff ist er auch für biologische Landwirtschaft geeignet. Die Blätter und Rübenköpfe, die schon am Feld abgetrennt werden, werden entweder zu Gründünger oder Futter für Rinder.

Das aus den Zuckerrüben austretende Wasser wird sowohl im Produktionsprozess als auch für den Transport und die Reinigung neuer Rüben verwendet. Es wird immer wieder gereinigt und zugeführt.

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