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Im Alltag bleibt oft nur wenig Zeit für die Zubereitung von Lebensmitteln. Convenience-Produkte – vom vorgewaschenen Salat über mundgeschnittenes Obst bis zur Speisewürze, Packerlsuppe oder Tiefkühlpizza – sind aus der modernen Küche kaum mehr wegzudenken. Ihre Geschichte reicht jedoch weit zurück.
Bereits die frühgeschichtlichen Jäger und Sammler waren in Zeiten der Knappheit auf haltbargemachte Lebensmittel angewiesen. Räuchern über offenem Feuer und Trocknen in der Sonne sind wohl die ersten Methoden, die dafür entwickelt wurden. Die Neolithische Revolution – das Sesshaftwerden der Menschheit und die damit einhergehende produzierende Wirtschaftsweise – schuf die Grundlage für die arbeitsteilige Produktion und den Handel mit Lebensmitteln.
Schon in der römischen Antike kauften Arbeiterinnen und Arbeiter portionierte Mahlzeiten bei kleinen Garküchen auf der Straße. Im Lauf der Jahrhunderte kamen Bäckereien, Molkereien und Metzger hinzu, die teil- und verzehrfertige Nahrung anboten. Die Azteken in Mexiko erfanden für Reisen die ersten Instant-Lebensmittel mit Maisgrieß als Hauptzutat, die für die Zubereitung nur noch Wasser benötigten.
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Der aus dem Englischen entlehnte Begriff „Convenience“ bedeutet „Bequemlichkeit“. Convenience Food nimmt den Konsumentinnen und Konsumenten Arbeitsschritte ab und ermöglicht die einfachere und schnellere Zubereitung von Nahrung. Darunter fallen jegliche Lebensmittel, die bereits einen oder mehrere Verarbeitungsschritte hinter sich haben. Mehr zu den einzelnen Stufen von Convenience lesen Sie hier: Convenience Food – das steckt wirklich dahinter.
Ein Meilenstein auf dem Weg zum heutigen Convenience Food war die Erfindung der Konservendose, die im Jahr 1810 patentiert wurde. Sie ermöglichte es erstmals, Nahrung in luftdichten Behältern zu erhitzen und so zu konservieren. Ein anderer wichtiger Schritt zur Weiterentwicklung und Verarbeitung haltbarer Lebensmittel war die Erkenntnis, dass sich durch Erhitzen schädliche Mikroorganismen abtöten lassen. Dieses Verfahren aus den 1860er-Jahren wird noch heute nach Louis Pasteur, seinem Entdecker, Pasteurisieren genannt.
Als Vorläufer der Fertigsuppe gilt die zur Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte Erbswurst, die nur mehr mit heißem Wasser angerührt werden musste. Abgepacktes Fleisch war mit der Erfindung des Kühlwagens 1878 möglich. Tiere konnten so, hunderte Kilometer von den Verbraucherinnen und Verbrauchern entfernt, geschlachtet und zerlegt werden. Die notwendige Verarbeitungstechnik für Tiefkühlnahrung wurde schließlich während des Zweiten Weltkrieg entwickelt. Die Techniken, die in den Kriegsjahren zur Versorgung der Soldaten mit Lebensmitteln aufgebaut wurden, fanden in den friedlichen Jahrzehnten danach neue Absatzmärkte.
Zu den Pionieren der Fertiggerichte gehörte der Amerikaner Gerry Thomas. Er entwickelte in den 1950er-Jahren das „TV-Dinner“. Dieses war ein portioniertes Menü für eine Person in einer Aluminiumschale, die nur noch erhitzt werden musste. Und im deutschsprachigen Raum erinnerten die „Ravioli in Tomatensauce“ aus der Dose an den letzten Italienurlaub.
Die veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen nach dem Zweiten Weltkrieg fanden auch in der Küche ihren Ausdruck. Der zunehmende Wunsch vieler Frauen, Familie und Beruf, Haushalt und Freizeit miteinander zu vereinen, zeigte sich in der Ausstattung: Herd, Kühlschrank, Tiefkühltruhe, später Mikrowelle und weitere hilfreiche Küchenmaschinen sind seither Standard in den Privatküchen.
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In den Wirtschaftswunderjahren waren Urlaube in Italien in – und Eier-Ravioli trafen perfekt den Nerv der Zeit. Video: Maggi-Kochstudio / YouTube
Gleichzeitig veränderte sich auch die Zusammensetzung der Haushalte. Die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen wurde rückläufig – ein Trend, der bis heute anhält. Die Flexibilisierung in der Arbeitswelt rüttelte zudem an den gewohnten Tagesrhythmen, an denen sich auch die ehemals fixen Zeiten für Mahlzeiten orientierten. Lesen Sie auch: Lebensmittelkonsum: So isst Österreich
Convenience-Produkte sind somit vor allem Innovationen, die sich aus diesen veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingen ergeben: Verarbeitete Lebensmittel sind länger haltbar und können gelagert werden. Fertiggerichte sind vorportioniert und innerhalb weniger Minuten erhitzt und bereit zum Verzehr. Teilfertige Lebensmittel verkürzen den Aufwand der Nahrungszubereitung enorm. Basisprodukte, wie die fertige Würzbasis für Chili con Carne oder eine Gemüsepfanne, verbinden die Vorteile von Fertigprodukten und frischen Lebensmitteln. Auch wird laufend daran gearbeitet, die Zusammensetzung und die Rezepte von Fertiggerichten zu optimieren, um ein breites Produktsortiment für Ernährungstrends – beispielsweise durch kalorienreduzierte oder kalorienfreie Varianten – zur Verfügung zu stellen.
In den letzten Jahren greifen Konsumentinnen und Konsumenten neben den „klassischen Fertiggerichten“ verstärkt zu weniger beziehungsweise schonend verarbeiteten Lebensmitteln. Ein Beispiel sind Direktsäfte aus Obst und Gemüse aus dem Kühlregal, die den gestiegenen Ansprüchen an Frische und Natürlichkeit entgegenkommen. Die Verpackung und die Menge von Convenience-Lebensmitteln sind immer häufiger auf den unmittelbaren Verzehr und einen mobilen Lebensstil abgestimmt. Beispiele sind essfertige To-Go-Lebensmittel oder frisch zubereitete Fresh-Cut-Lebensmittel wie bereits geschältes und geschnittenes Obst und Gemüse, etwa Salate. Zum anderen erfreuen sich auch wiederverschließbare Verpackungen oder kleine Getränkeflaschen mit Sportverschluss steigender Beliebtheit.
Viele Unternehmen haben bereits vor langer Zeit begonnen, Fertigprodukte herzustellen. Diese bekannten Marken begegnen uns bis heute in den Supermarktregalen. Nur ein kleiner Ausschnitt zeigt Beispiele aus der Geschichte der Fertiggerichte in Österreich. Diese ist etwa eng mit einem Konservenunternehmer in Wien verbunden: Inzersdorfer. Zunächst 1873 als Lieferant für Militärbedarfsartikel aus Blech gegründet, wurde das Füllen von Konservendosen mit Nahrung bald zum Hauptgeschäft. Die „Erste österreichische Militärdosenfabrik“ wurde sehr schnell wichtig für die kaiserliche Armee und durfte „k.k. privilegiert“ im Namen tragen. Der namensgebende Produktionsstandort im südlichen Wien wurde 2003 geschlossen, heute werden die Produkte unter anderem in Linz und St. Pölten hergestellt. Die Marke Inzersdorfer gehört mittlerweile zu Maresi und findet sich nach wie vor im Supermarktregal.
Das Unternehmen Knorr aus dem deutschen Heilbronn stellte ab 1870 „präparierte Suppenmehle“ her. Als 1889 die beliebte Erbswurst hinzukam, wurden sehr schnell weitere Produktionsstandorte notwendig. Ein Standort wurde Wels in Oberösterreich – er war von 1907 bis 2011 mit dem Markennamen Knorr verbunden. Noch heute wird in Wels ein Großteil der in Österreich erhältlichen Trockensuppen hergestellt – und zwar von der Landena Wels KG.
In der Maggi Versuchsküche in Wien wurden 1973 die ersten Fix-Produkte entwickelt, die einen anderen Weg gingen als die bisherigen Convenience-Produkte: Die Gewürze aus der Packung bilden die Basis und beim Kochen werden frische Zutaten – beim Gulasch Fix ist es das Rindfleisch – hinzugefügt. Von Wien aus eroberte das neue Kochhilfsmittel die halbe Welt.
Diese traditionellen Markennamen gibt es auch heute noch im Supermarktregal. Maggi ist bereits seit 1947 Teil von Nestlé, Knorr gehört seit 2000 zu Unilever.