Foto: HQuality / Shutterstock
Österreich liegt beim Konsum und bei der Herstellung von Bio-Lebensmitteln europaweit im Spitzenfeld. Gerne werden etwa Milchprodukte und Frischgemüse eingekauft. Doch wie sind Bio-Lebensmittel rechtlich definiert? Was hat es mit dem EU-Bio-Logo auf sich? Und was muss auf der Verpackung stehen? Lesen Sie hier die Antworten auf häufig gestellte Fragen.
Bio-Lebensmittel werden nach speziellen, gesetzlich festgelegten Grundsätzen hergestellt. In der Bio-Landwirtschaft dürfen keine chemisch-synthetischen Dünger und konventionellen Pflanzenschutzmittel verwendet werden. Auch ist der Einsatz gentechnisch veränderter Organismen (GVO) absolut verboten. Das gilt ebenso für die Futtermittel für Nutztiere (zum Beispiel Soja). Bio-Lebensmittel sowie deren Zusatzstoffe und Verarbeitungshilfsstoffe dürfen keine GVO enthalten und nicht unter Zuhilfenahme von GVO produziert worden sein. Mindestens 95 Gewichtsprozent der Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs im verarbeiteten Bio-Lebensmittel müssen biologisch erzeugt worden sein.
Ein weiteres zentrales Kriterium ist das Tierwohl: Tiere, die Milch, Eier oder Fleisch liefern, müssen artgerecht gezüchtet, aufgezogen und gehalten werden – etwa mit regelmäßigem Freigang und Weidegang sowie ausreichend Platz und Beschäftigungsmöglichkeiten. Ihre Fütterung hat nahezu vollständig mit Bio-Futtermitteln zu erfolgen. Darüber hinaus ist bei der Haltung von Nutztieren der Einsatz von Hormonen gänzlich verboten, Antibiotika sind nur stark eingeschränkt zulässig.
Für Bio-Lebensmittel sind auch deutlich weniger Zusatzstoffe als für konventionelle Lebensmittel zugelassen (rund 50). Der Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen ist für Bio-Lebensmittel nur dort erlaubt, wo dies gesetzlich gefordert ist (zum Beispiel in Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder).
Das Grundprinzip der biologischen (auch: ökologischen) Erzeugung ist ein Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Im Zentrum stehen Boden-, Arten-, Gewässer- und Tierschutz. Biologische Landbaumethoden wollen einen möglichst geschlossenen betrieblichen Nährstoffkreislauf erreichen (eigener Betrieb als Futter- und Nährstoffgrundlage), die Bodenfruchtbarkeit erhalten und mehren sowie Tiere artgerecht halten.
Die Zutaten eines Bio-Lebensmittels müssen zu mindestens 95 Prozent aus ökologischem Landbau kommen, die übrigen 5 Prozent dürfen unter bestimmten Bedingungen aus konventioneller Erzeugung stammen. Die Gründe: Es gibt Zutaten, die in ökologischer Qualität „nachweislich nicht oder nicht in ausreichender Menge verfügbar“ sind – zum Beispiel Vitamine. Auch Wasser und Salz zählen nach aktuellem Stand nicht zu den Bio-Zutaten, da sie keine landwirtschaftlichen Zutaten sind.
Geschütztes EU-Bio-Logo: Ein grünes Rechteck mit einem Blatt aus zwölf weißen Sternen. Logo: Europäische Union
Die Bezeichnungen „biologisch“ und „ökologisch“, „Bio-“ und „Öko-“, wie auch das grün-weiße EU-Bio-Logo sind in der EU gesetzlich festgelegt. Dabei werden die Begriffe „bio“ und „öko“ synonym verwendet. Nur Lebensmittel, die den Bio-Vorschriften entsprechen, dürfen als „Bio“-Produkt gekennzeichnet sein. Die EU-Bio-Verordnung (Verordnung (EU) 2018/848) regelt die Produktions-, Kennzeichnungs- und Kontrollvorschriften sowie die Bestimmungen für den Import von Bio-Lebensmitteln.
Österreich hat als erstes Land weltweit 1983 nationale Richtlinien für die biologische Erzeugung festgelegt. Erst in weiterer Folge entstanden in der EU einheitliche gesetzliche Regelungen für biologische Lebensmittel, die durch nationale Richtlinien ergänzt werden. In Österreich ist das die Richtlinie biologische Produktion.
Bio-Lebensmittel unterliegen einem umfassenden Kontrollsystem. Dieses deckt alle Stufen der Lebensmittelkette ab – von den Rohstoffen über die Verarbeitung bis hin zur Vermarktung. Jedes Unternehmen, das auf einer dieser Stufen tätig ist, wird kontrolliert.
Die Einhaltung der Vorgaben wird mindestens einmal pro Jahr von einer unabhängigen Kontrollstelle überprüft. Diese Kontrollstelle wird wiederum durch eine Akkreditierungsstelle kontrolliert. Die Grundlage dafür ist die ISO Norm 17065. Dabei wird geprüft, ob die Kontrollstelle einer unabhängigen Kontrolle nachkommt (in Artikel 27 der EU-Bio-Verordnung vorgeschrieben).
Ausschließlich Lebensmittel, die den EU-Bio-Vorgaben entsprechen, dürfen in der Kennzeichnung und Werbung den Hinweis „biologisch“, „ökologisch“, „bio-“ oder „öko-“ führen. Das gilt auch für einzelne biologische Zutaten in konventionellen Lebensmitteln.
Andere Begriffe wie „naturnah“, „unbehandelt“, „umweltschonend“, „aus kontrolliertem (Vertrags-)Anbau“, „extensiv“ oder „kontrolliert“ geben keine Auskunft darüber, ob ein Lebensmittel biologisch produziert wurde. Sie sind gesetzlich nicht gesondert geschützt und dürfen daher verwendet werden, sofern die Beschreibung für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht irreführend ist.
Sie wollen dieses Video sehen? Dann klicken Sie bitte auf den Link unten. Dadurch bestätigen Sie, dass personenbezogene Daten an youtube.com übermittelt werden. Alternativ können Sie das Video direkt auf youtube.com betrachten.
Einfach erklärt: Die Kennzeichnung auf der Verpackung von Bio-Lebensmitteln. Video: BIO AUSTRIA
Zusätzlich zu den allgemeinen Kennzeichnungsvorgaben müssen verpackte Bio-Lebensmittel auf dem Etikett beziehungsweise der Verpackung laut EU-Bio-Verordnung folgende Angaben tragen:
Die Herkunft der Zutaten und die Codenummer der Kontrollstelle sind im gleichen Sichtfeld wie das EU-Logo anzubringen.
Verarbeitete Lebensmittel, die weniger als 95 Prozent biologische Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs enthalten, dürfen das EU-Bio-Logo nicht tragen und auch nicht als „Bio-Lebensmittel“ bezeichnet werden. Seit 2010 gibt es in der EU außerdem Standards für gezüchteten Bio-Fisch aus Aquakulturen. Das EU-Bio-Regime gilt aber nicht bei Fischen aus Wildfang oder Fleisch aus der Jagd.
Zusätzlich zu den EU-rechtlichen Vorgaben ist in Österreich auch das freiwillige AMA-Biosiegel staatlich anerkannt. Die Richtlinien dafür beruhen auf einem nationalen Gesetz und müssen von der Behörde genehmigt werden.
Darüber hinaus gibt es privatwirtschaftliche Bio-Richtlinien diverser Bio-Verbände, deren Anforderungen teils über die EU-Regelungen hinaus gehen. Bio-Landwirtinnen und -Landwirte sowie Lebensmittelhersteller können sich auf freiwilliger Basis von diversen Verbänden und Vereinen zertifizieren lassen und deren Logo oder Markenzeichen auf ihren Produkten gegen eine Gebühr führen. Die Kriterien werden von der vergebenden Stelle selbst festgelegt und überprüft. Ein Beispiel ist das BIO Austria-Siegel, das vom größten Verband österreichischer Biobäuerinnen und Biobauern vergeben wird.
Was gesetzlich definierte beziehungsweise staatlich anerkannte Gütesiegel von privaten Siegeln und Logos unterscheidet, erklären wir im Beitrag: Das ist bei Lebensmittel-Gütesiegeln zu beachten.
In Österreich hat sich die Bio-Landwirtschaft sehr früh etabliert. Bereits in den 1920er-Jahren entstand in Kärnten der erste Betrieb mit biologisch-dynamischer Wirtschaftsweise. Heute wird über ein Viertel (27,4 Prozent) der landwirtschaftlich genutzten Fläche biologisch bewirtschaftet, jeder fünfte Hof in Österreich ist ein Bio-Hof. Damit ist das Ziel der EU-Strategie für ein umweltfreundlicheres Lebensmittelsystem – 25 Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in der EU bis 2030 biologisch zu bewirtschaften –, in Österreich bereits erreicht. Um die Vorreiterrolle im Biolandbau weiter zu stärken, hat sich Österreich vorgenommen, bis 2027 einen Flächenanteil von 30 Prozent zu erzielen.
Die Menge an verkauften Bio-Lebensmitteln stieg in den letzten Jahren stetig an. Laut AMA kam es 2022 inflationsbedingt zu einem leichten Einbruch, welcher sich 2023 fortsetzte. Grund hierfür: In den Jahren 2020 und 2021 waren Bio-Lebensmittel besonders gefragt, da pandemiebedingt noch mehr Wert auf hohe Qualität gelegt und vorwiegend zuhause gekocht wurde. Mittlerweile wird wieder häufiger auswärts gegessen – langfristig lässt sich jedoch trotzdem ein Aufwärtstrend an verkauften Bio-Produkten erkennen. Nach dem wertmäßigen Anteil der Einkäufe im Lebensmitteleinzelhandel bilden Frischmilch und Milch mit längerer Haltbarkeit, Naturjoghurt und Frischgemüse die Top 3. Gesamt betrachtet liegt Österreich innerhalb Europas im Spitzenfeld – bezogen auf den Bio-Marktanteil.
Einer der Hauptgründe, warum Konsumentinnen und Konsumenten nicht zu Bio-Lebensmitteln greifen, ist der höhere Preis. Die Preisdifferenz fällt je nach Warengruppe unterschiedlich aus: Während Bio-Frischmilch um 9,5 Prozent teurer ist als die konventionelle Alternative, sind es bei Fleisch inklusive Geflügel 85,4 Prozent. In Zeiten steigender Inflation werden tendenziell weniger Bio-Lebensmittel gekauft. Aufgrund der zusätzlich einzuhaltenden Kriterien ist die Herstellung von Bio-Lebensmitteln oft teurer als die Produktion konventioneller Lebensmittel. Der Preis von Lebensmitteln ist in Österreich einer der wichtigsten Entscheidungsgründe der Verbraucherinnen und Verbraucher beim Lebensmitteleinkauf. Ein weiterer Grund betrifft die Verfügbarkeit, die bei Bio-Lebensmitteln eingeschränkt sein kann.
Häufig besteht die Meinung, dass Bio-Lebensmittel gesünder seien als Lebensmittel aus konventioneller Erzeugung. Trotz langjähriger Forschung ist die wissenschaftliche Datenlage dazu nicht überzeugend: In Studien konnte zwar beispielsweise ein erhöhter Gehalt an Omega-3-Fettsäuren in Bio-Fleisch nachgewiesen werden. Der Beleg für einen Zusammenhang zwischen Bio-Ernährung und Gesundheit kann jedoch nicht erbracht werden. Mehr Informationen dazu lesen Sie im Beitrag des forum. ernährung heute: Bio drauf, bio drin?
Lebensmittel
Futtermittel bilden die Grundlage für die Tierernährung und sichern damit vor allem im Nutztierbereich die Erzeugung tierischer Lebensmittel. Auch für Heimtiere ist die artgerechte Fütterung wichtig. Mehr zu Unterschieden, Kennzeichnung und Kontrolle von Futtermitteln.
weiterlesenHerstellung
Welche Getreidearten sind in Österreich beliebt? Welche Herausforderungen und Potenziale gibt es bei der Verarbeitung? Und wie wirken sich Ernährungstrends darauf aus? Darüber haben wir mit dem Getreideexperten Alfred Mar gesprochen.
weiterlesen