Foto: Staud’s Wien
Wie ist das Jahr 2023 für Staud’s zusammenzufassen?
Stefan Schauer: Herausfordernd, aber trotzdem zufriedenstellend. Wir sehen in den letzten Jahren eine positive Entwicklung – sowohl im Bereich der Fruchtaufstriche als auch bei feinsauer Eingelegtem. Herkunft und Qualität spielen hier weiterhin eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung. Damit können wir punkten.
Wie schätzen Sie die bisherigen Entwicklungen im Jahr 2024 ein?
Schauer: Absatztechnisch sind wir zufrieden. Es bleibt weiterhin spannend – vor allem, was die Erntesituation betrifft. Und zwar nicht nur in Österreich, sondern in Gesamt-Europa. Unser Blick in die Zukunft ist dennoch ein optimistischer – aufgrund der vielen treuen Handelspartner sowie Konsumentinnen und Konsumenten, die unsere Produkte zu schätzen wissen, aber auch dank der tollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Tag für Tag mit hohem Engagement und auch viel Freude bei der Arbeit sind.
Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie heuer für das Unternehmen?
Schauer: Die größte Herausforderung ist und bleibt die Beschaffung hochwertiger Rohstoffe, um unsere Produktqualität konstant hoch zu halten. Das Klima verändert sich und damit ändern sich auch die Anbaubedingungen für Obst und Gemüse. Neben sommerlicher Überhitzung und längeren Trockenperioden sind es auch Spätfröste, Starkregenereignisse und Stürme, wie wir sie heuer vermehrt erlebt haben. Ich selbst fange meist im Jänner an, nervös zu werden. Wenn der Winter kalt ist, ist das für uns die halbe Miete. Aber wenn der Winter warm ist und alles verfrüht austreibt, schafft mir das in Hinblick auf die Ernte ein Unwohlgefühl.
Fest steht: Der Obst- und Gemüseanbau wird immer kostenintensiver und risikoreicher. Bäuerinnen und Bauern müssen immer mehr technische Schutzmaßnahmen ergreifen – wie etwa Folientunnel, Frostkerzen oder Ähnliches. Landwirtschaftlich tätig zu sein ist für viele kaum mehr (er-)tragbar. Wir sehen uns hier als starke und verlässliche Partner und sind seit Jahren sehr eng mit der österreichischen Landwirtschaft verflochten. Das bringt Vorteile mit sich: Unsere Lieferketten sind transparent und nachhaltig, die Beschaffung der qualitativ hochwertigen Rohware ist somit leichter zu organisieren. Energiebedingte Herausforderungen treffen uns wie jedes andere Unternehmen. Aufgrund kurzer Transportwege bleiben diese im Bereich von Logistik und Transport aber überschaubar. Seit Anbeginn beziehen wir unsere Rohware vorrangig aus Österreich und Europa.
Die größte Herausforderung ist und bleibt die Beschaffung hochwertiger Rohstoffe, um unsere Produktqualität konstant hoch zu halten.
Stefan Schauer, Geschäftsführer der Staud’s GmbH
Wie haben sich die Märkte und die Exportquote entwickelt?
Schauer: Wir konnten die Absätze sowohl in Österreich als auch im benachbarten Ausland über die letzten Jahre konstant steigern. Zudem ist es uns gelungen, neue Aufträge im fernöstlichen und asiatischen Raum zu gewinnen. So liefern wir beispielsweise seit Ende letzten Jahres unsere Bio-Fruchtaufstriche und -Honige in eines der renommiertesten Hotels der Welt: The Peninsula Hongkong. Neu dazugekommen ist auch ein Kunde in Australien. Außerdem sind wir auf vielen Fach- und Auslandsmessen präsent, um neue Kontakte zu knüpfen und Märkte zu erschließen.
Welchen Stellenwert haben Innovationen für Staud‘s? Welche Neuerungen kamen kürzlich auf den Markt – was ist noch geplant?
Schauer: Unsere Klassiker sind auch unsere Topseller. Die Marille liegt da ganz klar auf Platz eins – ein österreichisches Phänomen. Natürlich versuchen wir daneben auch, mit dem Zeitgeist zu gehen. So gibt es seit 2018 unsere Bio-Linie, seit 2020 die zuckerreduzierten Fruchtaufstriche oder seit letztem Jahr die „Oma Staud“ im kleinen, runden Glas fürs kleinere Börserl. Diese Linie ist den Rezepten aus der Frühzeit von Staud’s nachempfunden. Mit unserer limitierten Serie waren wir unserer Zeit sogar voraus.
So haben wir beispielweise schon vor über 30 Jahren damit begonnen, die Herkunft der Früchte für unsere limitierten Sorten am Etikett anzuführen. Für damalige Verhältnisse wohl ziemlich innovativ. Unsere Vorliebe für regionale Zutaten hat sich seither nicht geändert. Saisonal stellen wir auch immer wieder neue Sorten ins Regal – eine Zitrone und Bergamotte im Sommer, eine Mispel oder Sanddorn im Herbst und auch winterlich-weihnachtliche Kreationen.
Wir haben schon vor über 30 Jahren damit begonnen, die Herkunft der Früchte für unsere limitierten Sorten am Etikett anzuführen. Und saisonal stellen wir immer wieder neue Sorten ins Regal. So bleiben wir innovativ.
Stefan Schauer, Geschäftsführer der Staud’s GmbH
Wie steht es um Arbeitskräfte? Finden Sie genügend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
Schauer: Ja – als österreichischer Leitbetrieb mit attraktivem Standort in der Stadt Wien ohne exzessive Arbeitszeiten haben wir klar einen Vorteil am Stellenmarkt. Wir sind mit rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern klein strukturiert und gelten als geschätzter Arbeitgeber mit hoher Kontinuität und geringer Fluktuation.
Wie sehen Sie den Standort Österreich – welche Vor- und welche Nachteile beobachten Sie?
Schauer: Ich schätze die soziale Absicherung und medizinische Versorgung in unserem Land. Die Lebensqualität ist eine sehr hohe und die gilt es aufrecht zu erhalten. Hier ist die Politik gefragt, die passenden Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen. Weniger positiv sind das hohe Maß an Bürokratie, die teilweise überbordenden Auflagen und vor allem die extrem hohen Lohnnebenkosten zu bewerten. Arbeit wird in Österreich definitiv zu hoch besteuert. Das bedeutet für die Arbeitgeber eine immense Herausforderung und für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine nicht zufriedenstellende Tatsache am Ende eines jeden Monats.
Thema Nachhaltigkeit: Welche Maßnahmen haben Sie gesetzt und was wird noch kommen?
Schauer: Heutzutage spricht jeder davon, nachhaltig zu sein. Oftmals ist das Marketing dazu nachhaltiger als die Maßnahmen selbst. Den Nachhaltigkeitsgedanken hat es ja immer schon gegeben, er hat nur andere Facetten und eine größere Gewichtung in der Gesellschaft bekommen. Wir achten tatsächlich immer schon auf einen schonenden Umgang mit Ressourcen – und einen respektvollen mit allen Menschen, mit denen wir zu tun haben. Das schafft gegenseitiges Vertrauen und in weiterer Folge nachhaltige Geschäftsbeziehungen.
In den letzten Jahren haben wir zudem im Rahmen der Ökoprofit-Initiative der Stadt Wien ein Programm entwickelt, das sich den Themen Umweltschutz, Energieeffizienz und sozialer Nachhaltigkeit widmet. Neben großen Initiativen wie „Stop waste, save food“, bei der es um die Vermeidung von Lebensmittelabfällen und Themen des Life Cycle Assessments geht, sind es auch die kleinen Veränderungen im Alltag, die in Summe einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Ein Beispiel: Wir haben die Wäschefirma zur wöchentlichen Reinigung der Hygienekleidung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewechselt und in die nähere Umgebung verlegt. Das verkürzt die regelmäßigen Transportfahrten und spart Emissionen ein.
Wir achten tatsächlich immer schon auf einen schonenden Umgang mit Ressourcen – und einen respektvollen mit allen Menschen, mit denen wir zu tun haben. Das schafft gegenseitiges Vertrauen und in weiterer Folge nachhaltige Geschäftsbeziehungen.
Stefan Schauer, Geschäftsführer der Staud’s GmbH
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Schauer: Eine schwere Frage bei der Vielfalt, die unsere Küche zu bieten hat. Da kommen mir viele Wiener Klassiker in den Sinn – angefangen vom Schnitzerl mit Erdäpfel-Vogerlsalat über den Tafelspitz bis hin zum Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster. Und natürlich auch die Palatschinke, gefüllt mit feiner Marillenmarmelade. Dazu ein Glaserl Grüner Veltliner. Sie sehen also, ich esse und genieße gerne.
Weitere Informationen zum Unternehmen: Staud’s Wien
Stefan Schauer ist seit August 2019 gemeinsam mit Jürgen Hagenauer Geschäftsführer der Staud’s GmbH und dort für die süße Sparte sowie alle Marketing-, Kommunikations- und Produktionsagenden federführend. Schauers Eltern führten eine Landwirtschaft in Willendorf in der Wachau. Nach dem Abschluss der höheren Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Wein und Obstbau in Klosterneuburg zog es ihn in die weite Welt – von Australien über Indonesien bis nach Thailand.
Im Mai 1991 startete er seinen Werdegang bei der Delikatessenmanufaktur Staud‘s Wien, die damals schon ihren Sitz im 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring hatte. 2006 wurde er Produktionsleiter und erhielt den Berufstitel Ingenieur. Stefan Schauer ist leidenschaftlicher Marillenbauer: Die Früchte, die Staud‘s Limitierter Marille vom Venusberg jedes Jahr ihren einzigartigen Geschmack verleihen, pflanzt und erntet er selbst am elterlichen Boden in Willendorf.