Raimund Wachter, Geschäftsführer von Vorarlberg Milch, im Porträt.

Foto: Vorarlberg Milch

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„Wir denken in Generationen“

Über Qualität beim Käse, den Standort Österreich und die Bedeutung von Regionalität: Die Zeitschrift „Die Ernährung“ sprach mit Raimund Wachter, Geschäftsführer der Vorarlberg Milch.

Die Vorarlberg Milch konnte bei der Käsekaiser-Verleihung der AMA im Jahr 2017 gleich drei Sieger bejubeln und auch heuer wieder punkten. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Raimund Wachter: Die Vorarlberg Milch hat sich natürlich sehr über diesen Hattrick bei der Käsekaiser-Gala am Red Bull Ring in Spielberg gefreut. Dieser Erfolg ist das Ergebnis jahrelanger Qualitätsorientierung mit einem motivierten Team, das unsere Käsephilosophie lebt. Unsere Käsespezialitäten sind absolute Genussprodukte und wir spielen in der Champions League.

Wie ist Ihr Unternehmen aufgebaut und wie auf die Zukunft ausgerichtet? Welche Schwerpunkte setzen Sie?

Wachter: Wir sind stolz, eine Genossenschaft zu sein. Diese Gesellschaftsform entspricht dem Zeitgeist, ist aktueller denn je, und wir benötigen keinen Hochglanz-Nachhaltigkeitsbericht. Wir denken in Generationen und werden zukünftig noch mehr in unsere Käsekompetenz investieren.

Wie geht es mit dem Generationenprojekt weiter?

Wachter: Das Generationenprojekt der Vorarlberg Milch ist am 30. Oktober 2017 nach 1,5 Jahren Planungsphase erfolgreich gestartet worden. Die Umsetzungsdauer beträgt circa 1,5 Jahre. Danach wird der Standort der Vorarlberg Milch in Feldkirch mit einem Investitionsvolumen von 25 Millionen Euro noch weiter an Attraktivität gewonnen haben – und er wird auch zukünftig die Schaltzentrale (Headoffice) bleiben.

Wie sehen Sie die Situation in der Milchbranche – welche Themen und Probleme bewegen Sie? Bleibt der Markt so volatil?

Wachter: Der Milchmarkt wird auch zukünftig besondere Herausforderungen haben, dazu gehört sicher auch eine gewisse Volatilität. Der Unterschied zwischen Premiumprodukten und Standardware wird größer werden und die Vorarlberg Milch wird sich weiter als Top-Markenproduzent positionieren.

Welche Bedeutung hat der Export in Ihrem Unternehmen? Wie hoch ist der Exportanteil?

Wachter: Der Exportanteil betrug im Jahr 2017 circa 30 Prozent. Das Ziel der Vorarlberg Milch ist, mit dem Ausbau zum Käsekompetenzzentrum diesen Anteil in den nächsten Jahren auf 50 Prozent zu erhöhen.

Wie wichtig ist der freie Handel?

Wachter: Die Inhalte von Freihandelsabkommen sind genau zu prüfen und richtig zu interpretieren. Grundsätzlich sehen wir in Freihandelsabkommen mehr Chancen als Risiken.

Wie sehen Sie die Situation und Marktmacht im österreichischen Handel – wie gehen Sie damit um? Gibt es Unterschiede bei Milch und Käse?

Wachter: Die Marktsituation in Österreich ist aufgrund der hohen Konzentration sehr herausfordernd. Leider werden viele Milchprodukte nach wie vor als Grundnahrungsmittel eingestuft. Wir sehen im Käsesegment wesentlich größere Chancen, da wir uns hier in der Genusswelt befinden.

Wie sehen Sie die Eigenmarkenentwicklung des Lebensmitteleinzelhandels? Ist das eine Gefahr für Markenartikel? Füllen Sie Eigenmarken ab?

Wachter: Eigenmarken gehören heute zu einem umfangreichen Standardsortiment dazu. Erfolgreiche Marken müssen zukünftig noch besser positioniert und von Eigenmarken abgegrenzt werden. Die Vorarlberg Milch produziert keine Eigenmarken.

Was halten Sie vom Trend zu Regionalität?

Wachter: Für die Vorarlberg Milch ist Regionalität gleich Normalität. Wir produzieren ausschließlich hochwertige Milchprodukte mit einer klaren Herkunftskennzeichnung.

Welche Chancen hat der Standort Österreich aus Ihrer Sicht?

Wachter: Aufgrund der kleinstrukturierten Landwirtschaft und der Topographie sollte sich Österreich zukünftig noch mehr als Feinkostladen Europas positionieren.

Für die Vorarlberg Milch ist Regionalität gleich Normalität. Wir produzieren ausschließlich hochwertige Milchprodukte mit einer klaren Herkunftskennzeichnung.

Raimund Wachter, Geschäftsführer von Vorarlberg Milch, im Porträt.

Raimund Wachter, Geschäftsführer der Vorarlberg Milch eGen

Was halten Sie von Zucker- und Fettsteuern oder Werbeverboten? Sind das Ansätze, die Ihrer Meinung nach gesellschaftliche Probleme wie Übergewicht lösen können?

Wachter: Die permanente Bevormundung des mündigen Konsumenten ist nicht zeitgemäß. Bildung und Bewegung könnten die meisten Probleme lösen.

Wie ist Ihre Reaktion als Unternehmen auf gesellschaftliche Trends wie vegan oder vegetarisch, glutenfrei beziehungsweise generell „Free from …“?

Wachter: Die Vorarlberg Milch ist eine Genussmolkerei.

Wie stehen Sie zu „glyphosatfreier Milch“? Ist das ein echtes Anliegen oder eher ein Marketinggag in einer von Social Media Hypes getriebenen Gesellschaft?

Wachter: Die Vorarlberg Milch hat mit 1. Jänner 2018 freiwillig beschlossen: Der Einsatz von Glyphosat auf Acker- und Grünlandflächen ist untersagt.

Wie wird in Ihrem Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit umgegangen?

Wachter: Die Vorarlberg Milch ist zu 100 % eine Genossenschaft und denkt in Generationen.

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Wachter: Vorarlberger Käsknöpfle – ohne Pfeffer, die Würze bringt die richtige Käsemischung!

Weitere Informationen zum Unternehmen: vmilch.at

Über Raimund Wachter

Mag. Raimund Wachter ist Geschäftsführer der Vorarlberg Milch eGen. Er absolvierte ein Wirtschaftsstudium in Innsbruck mit Schwerpunkt Marketing und Unternehmensführung. Ab 1996 war er Verkaufs- und Marketingleiter bei Vorarlberg Milch. Seit 1998 führt er die Geschäfte des Unternehmens. Wachter ist im Aufsichtsrat der Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH und der Raiba Feldkirch. Er ist Vorsitzender der Fachvertretung Nahrungs- und Genussmittel in der Wirtschaftskammer Vorarlberg und Mitglied im Ausschuss des Fachverbandes sowie Vorstand in der Vereinigung österreichischer Molkereien (VÖM).

  • Dieses Interview ist die gekürzte Version eines Beitrags aus der Zeitschrift „Die Ernährung“, Volume 42, 1/2018. Die sechs Mal jährlich erscheinende Fachzeitschrift informiert über aktuelle Entwicklungen bei Lebensmitteln in den Bereichen Wissenschaft, Recht, Technologie und Wirtschaft. Das gesamte Gespräch sowie Informationen zum Abo finden Sie hier: ernaehrung-nutrition.at.
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