Portraitaufnahme von Karl Schwarz, Geschäftsführer der Privatbrauerei Zwettl, mit einem Hopfenfeld im Hintergrund.

Foto: Philipp Lipiarski

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Von Mehrwegpfand bis Regionalität: Karl Schwarz im Interview

Welche Auswirkung hat die Anpassung des Mehrwegpfands auf Bierflaschen? Was bringt das Einwegpfand auf Dosen? Und wie wichtig ist Regionalität für die Privatbrauerei Zwettl? Geschäftsführer Karl Schwarz sprach mit der Fachzeitschrift DIE ERNÄHRUNG.

Sie leiten die Privatbrauerei Zwettl in Niederösterreich und sind Obmann des Verbands der österreichischen Brauereien. Zuletzt wurde Anfang Februar erstmals seit Jahrzehnten das Mehrwegpfand auf viele Bierflaschen angehoben. Was steckt dahinter? 

Karl Schwarz: Die Anpassung des Pfands soll zu einer höheren Flaschenrücklaufquote führen. Das wirkt sich positiv auf die Umwelt aus, da weniger Flaschen in der Natur entsorgt werden. Es hat aber auch einen enormen Kostenvorteil für Brauereien, da sie weniger Neuflaschen zukaufen müssen. Auch bleibt so neben der Einführung des Einwegpfands Mehrweg nach wie vor attraktiv und wir helfen damit auch dem Lebensmittelhandel, die geforderten Mehrwegquoten zu erfüllen.
 

Die Mehrwegpfanderhöhung bei Bierflaschen war ein Thema, das großes mediales Interesse hervorgerufen hat. Wie viel Arbeit steckt da dahinter?

Schwarz: Wir haben die Anpassung des Mehrwegpfands mit zweijähriger Vorlaufzeit intensiv vorbereitet. Dieser Schritt gestaltete sich tatsächlich sehr komplex und arbeitsintensiv. Die Aufgaben wurden auf mehrere Arbeitsgruppen aufgeteilt und so gelang es uns, hier gemeinsam gute Arbeit zu leisten. Das Verbandsbüro fungierte als Koordinationsstelle und war in dieser Zeit natürlich extrem gefordert. Die Umsetzung verlief problemlos und die Reaktionen von Konsumentinnen und Konsumenten, unseren Partnern im Lebensmitteleinzelhandel und den Mitgliedsbetrieben waren durchwegs positiv.

Die Anpassung des Mehrwergpfands verlief problemlos und die Reaktionen von Konsumentinnen und Konsumenten, unseren Partnern im Lebensmitteleinzelhandel und den Mitgliedsbetrieben waren durchwegs positiv.

Portraitaufnahme von Karl Schwarz, Geschäftsführer der Privatbrauerei Zwettl, mit einem Hopfenfeld im Hintergrund.

Karl Schwarz, Eigentümer und Geschäftsführer der Privatbrauerei Zwettl Karl Schwarz GmbH

Wie sehen Sie das neue Einwegpfand bei Bierdosen, das mit Jahresbeginn österreichweit eingeführt wurde? 

Schwarz: Das Einwegpfand für Dosen war wohl ein notwendiger Schritt, wenn man bedenkt, dass dies auch in den meisten Nachbarländern bereits umgesetzt wurde. Den größten Vorteil sehe ich hier für die Umwelt, da künftig weniger Dosen achtlos weggeworfen werden. Als Nachteil bleibt wohl die hohe Komplexität für manche Betriebstypen, die über keine Rückgabeautomaten verfügen – zum Beispiel Würstelstände. Wie ich höre, sind auch die gesamten Kosten für die beteiligten Unternehmen höher als im ursprünglichen System der ARA – und damit auch höher als angekündigt.
 

Welche strategischen Ziele haben Sie sich für die heimischen Brauereien gesetzt?

Schwarz: Mein oberstes Ziel ist es, die Kategorie Bier für Konsumentinnen und Konsumenten hochattraktiv zu halten. Eine einigermaßen stabile Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauchs ist hierfür wohl der beste Gradmesser.
 

Thema Alkohol- beziehungsweise Biersteuer: Was wäre Ihr Wunsch?

Schwarz: Bis vor wenigen Monaten noch war es unser Wunsch in der Branche, die Biersteuer auf deutsches Niveau absenken zu können. Aktuell bleibt zu hoffen, dass diese Steuer von einer neuen Regierung nicht in die andere Richtung verändert wird.
 

Was würden Sie sich generell von einer neuen Bundesregierung wünschen?

Schwarz: Lohnnebenkosten senken, Bürokratie abbauen und die Wirtschaft einfach nur arbeiten lassen – das würde dem Land schon viel weiterhelfen.

Mein oberstes Ziel ist es, die Kategorie Bier für Konsumentinnen und Konsumenten hochattraktiv zu halten. Eine einigermaßen stabile Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauchs ist hierfür wohl der beste Gradmesser.

Portraitaufnahme von Karl Schwarz, Geschäftsführer der Privatbrauerei Zwettl, mit einem Hopfenfeld im Hintergrund.

Karl Schwarz, Eigentümer und Geschäftsführer der Privatbrauerei Zwettl Karl Schwarz GmbH

Wie sehen Sie den Standort Österreich – welche Vor- und welche Nachteile gibt es?

Schwarz: Österreich ist nach wie vor ein Land mit enorm hoher Lebensqualität und großem Wohlstand. Viele der geopolitischen Entwicklungen – aber auch unser eigenes politisches Versagen – drohen diese Position ernsthaft zu gefährden. Europa im Gesamten droht ein zunehmender Bedeutungsverlust, aufgerieben zwischen den großen Blöcken in Ost und West.
 

Wie sehen Sie Lieferkettengesetze und entsprechende ähnliche EU-Initiativen?

Schwarz: Das Lieferkettengesetz und viele andere EU-Initiativen sind wohl die besten Beispiele dafür, warum Europa in den letzten Jahren eine solche Entwicklung – überbordend an Bürokratie und lähmend für das gesamte Wirtschaftssystem – nimmt. Wir verlieren in vielen Bereichen den Anschluss.
 

Sprechen wir über die Privatbrauerei Zwettl: Wie ist das Jahr 2024 zusammenzufassen?

Schwarz: 2024 war für die Privatbrauerei Zwettl herausfordernd: Kostensteigerungen in vielen Bereichen konnten in den Marktpreisen nicht abgebildet werden. Dennoch, die wieder positive Entwicklung in der Gastronomie und starke Steigerungen im gesamten Bereich alkoholfreier Getränke stimmen uns zuversichtlich. Zudem sind wir gerade dabei, ein großes Investitionsprogramm abzuarbeiten.
 

Welche Herausforderungen sehen Sie für 2025?

Schwarz: Die größten Herausforderungen für 2025 liegen meiner Meinung nach außerhalb unseres Einflussbereiches: Es sind politische Rahmenbedingungen und damit der Einfluss auf die Stimmung der Konsumentinnen und Konsumenten.
 

Finden Sie ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte?

Schwarz: Seit zwei Jahren gelingt es uns wieder, alle ausgeschriebenen Stellen relativ zeitnah mit sehr guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu besetzen.
 

Stichwort Nachhaltigkeit: Welche Maßnahmen haben Sie gesetzt und was wird noch kommen?

Schwarz: Nachhaltigkeit ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für uns: Die Rohstoffe wachsen „rund um den Kirchturm“ und dank mehr als 1.200 Kilowatt Peak (kWp) Photovoltaik können wir bereits 40 Prozent unseres Strombedarfs mit „selfmade Strom“ abdecken. Die aktuelle Investition in eine neue Abfüllanlage sowie die gänzliche Umstellung auf Mehrwegflaschen sind heuer in Umsetzung. Mit einem neuen Sudhaus und der Errichtung eines Blockheizkraftwerkes wollen wir nochmals starke Akzente in der Nachhaltigkeit setzen.

Nachhaltigkeit ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für uns: Die Rohstoffe wachsen ‚rund um den Kirchturm‘ und dank mehr als 1.200 kWp Photovoltaik können wir bereits 40 Prozent unseres Strombedarfs mit ‚selfmade Strom‘ abdecken.

Portraitaufnahme von Karl Schwarz, Geschäftsführer der Privatbrauerei Zwettl, mit einem Hopfenfeld im Hintergrund.

Karl Schwarz, Eigentümer und Geschäftsführer der Privatbrauerei Zwettl Karl Schwarz GmbH

Welchen Stellenwert haben Innovationen für Sie?

Schwarz: Gerade für Markenartikler sind Innovationen sehr wichtig. Die große Herausforderung ist es, dafür auch die nötige Regalfläche zu erhalten. Unsere Regionalität hilft uns hier sehr.
 

Was würden Sie sich von der sprichwörtlichen „Guten Fee“ wünschen?

Schwarz: Im Privaten Gesundheit und Glück in der Familie. Im Unternehmen: einen wesentlichen Beitrag zu leisten, unsere Marke stark und profitabel zu halten.
 

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Schwarz: Paprikahendl mit einem guten Glas Bier
 

Weitere Informationen zum Unternehmen: Privatbrauerei Zwettl

Über Karl Schwarz

Seit rund 25 Jahren ist Karl Schwarz Geschäftsführer der Privatbrauerei Zwettl. Nach seiner Matura folgte die Ausbildung zum „Staatlich geprüften Brautechniker“ in München, sowie – mit 22 Jahren – die Meisterprüfung für das Brauer- und Mälzerhandwerk. Danach ging es an die Universität in Wien zum Studium der Betriebswirtschaftslehre.

Karl Schwarz sammelte Praxiserfahrung auf der Walz bei kleinen Brauereien im Zillertal und im deutschen Warstein. Neben dem Controlling ist er heute in der Privatbrauerei Zwettl vor allem seinem „Lieblingssteckenpferd“ – der Gastronomie – verbunden.

  • Dieses gekürzte Interview stammt aus der Fachzeitschrift DIE ERNÄHRUNG, Volume 49, 01.2025. Die sechsmal jährlich erscheinende Fachzeitschrift informiert über aktuelle Entwicklungen bei Lebensmitteln in den Bereichen Wissenschaft, Recht, Technologie und Wirtschaft. Das gesamte Gespräch sowie Informationen zum Abo finden Sie hier: ernaehrung-nutrition.at.

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