Mineralwasser in PET- und Glasflaschen: Bei der Getränkeverpackung kommt es auf die Ökobilanz an.

Foto: monticello / Shutterstock

Verantwortung

Mineralwasser und Klimaschutz: PET, Glas oder Einweg?

PET oder Glas? Einweg oder Mehrweg? Das sind Fragen, die sich Konsumentinnen und Konsumenten beim Kauf von Mineralwasser stellen. Denn neben ihrer Funktion spielt auch die Ökobilanz der Verpackungen eine Rolle. Lesen Sie, wie Sie die passende Wahl treffen.

Natürliches Mineralwasser hat seinen Ursprung in einem unterirdischen, vor jeder Verunreinigung geschützten Wasservorkommen. Das Mineralwasser muss direkt am Quellort in jene Behältnisse abgefüllt werden, die die Konsumentinnen und Konsumenten im Supermarkt vorfinden. Es gibt strenge rechtliche Vorgaben in puncto Reinheit, Konstanz und Abfüllung. Die Getränkeverpackung spielt dabei eine wichtige Rolle für den Schutz des Inhalts sowie bei Transport und Lagerung. Bei der Wahl der Verpackung gilt es auch, deren Ökobilanz zu beachten.

Was ist eine Ökobilanz?

Die Ökobilanz (auch: Lebenszyklusanalyse) erfasst und bewertet die Auswirkungen eines Produkts, Verfahrens oder Prozesses auf die Umwelt. Dabei werden die Auswirkungen über den gesamten Lebenszyklus einbezogen. Dies reicht von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und die Nutzung bis zu nachgelagerten Prozessen wie Entsorgung und Verwertung. Die Elemente einer vollständigen Ökobilanz sind in der internationalen Norm EN ISO 14044 festgelegt.

Studie: Verschiedene Gebinde durchleuchtet

Die Studie Ökobilanz verschiedener Gebinde aus PET und anderen Materialien untersuchte die Auswirkungen der Verpackungen von typischen Markenartikeln bezogen auf das Jahr 2018. Dazu zählten unter anderem 1-Liter-Mineralwasserflaschen aus Glas und PET – sowohl Einweg als auch Mehrweg. Im Fokus stand der gesamte Lebenszyklus der Verpackung inklusive Verschluss und Etikett: Der Ressourcenverbrauch – etwa von Wasser, Land und Energie – wurde ebenso erfasst und bewertet wie die Auswirkungen auf Klimawandel (CO2-Emissionen), Waldsterben (Versauerungspotenzial) und Sommersmog (bodennahes Ozon).

Ergebnis: Geringere Umweltfolgen von PET

Während Verpackungen aus Glas – im Hinblick auf die Ökobilanz – jenen aus PET vor 20 Jahren noch überlegen waren, ist es heute umgekehrt: Die PET-Flasche schneidet bei den Auswirkungen auf die Umwelt in Summe besser ab. In Bezug auf den Klimawandel weist die PET-Mehrwegflasche mit rund 70 Gramm CO2-Äquivalenten pro Liter im Vergleich die niedrigsten CO2-Emissionen auf. Aber auch die Einwegflasche aus PET verursacht rund 3-mal geringere Emissionen als die Einwegflasche aus Glas. Der Grund: das deutlich höhere Gewicht der Glasverpackung.

Carbon Footprint pro Liter

  • PET-Mehrwegflasche: 69 bis 72 Gramm CO2-Äquvivalente pro Liter
  • PET-Einwegflasche: 86 bis 107 Gramm CO2-Äquvivalente pro Liter
    • 100 Prozent rePET: 86 Gramm CO2-Äquvivalente pro Liter
    • 50 Prozent rePET: 96 Gramm CO2-Äquvivalente pro Liter
    • 0 Prozent rePET: 107 Gramm CO2-Äquvivalente pro Liter
  • Glas-Mehrwegflasche: 100 Gramm CO2-Äquvivalente pro Literl
  • Glas-Einwegflasche: 324 Gramm CO2-Äquvivalente pro Liter


Quelle: Studie Ökobilanz verschiedener Gebinde (2019)

Umschwung: rePET ist im Kommen

Österreich hat ein sehr hohes Sammel- und Recyclingniveau bei Getränkeverpackungen. Bereits acht von zehn PET-Flaschen werden in der getrennten Sammlung erfasst und können dadurch wiederverwertet werden. Mit der Einführung des Pfandes auf Einweg-PET-Flaschen und -Dosen mit 1. Jänner 2025 wird die Sammelquote weiter zunehmen. Der steigende Recyclatanteil bei PET-Flaschen wirkt sich positiv auf deren Ökobilanz aus. Der Trend geht weiter in Richtung rePET: Die österreichischen Mineralwasserhersteller arbeiten daran, den Recyclatanteil der Flaschen immer weiter zu erhöhen. Die EU-Verpackungsverordnung schreibt ab 2030 einen über die Jahre ansteigenden Mindestrecyclatanteil vor. Einzelne Mineralwasserhersteller haben sogar Verpackungen aus 100 Prozent rePET am Markt.

Transportwege: Mehrweg bei geringen Distanzen

Auch die Unterschiede beim Transport flossen in die Ökobilanz ein: Mehrwegflaschen müssen erst den Weg zurück zum Abfüller über die Konsumentinnen und Konsumenten und den Händler finden. Einwegflaschen werden hingegen über die gelbe Tonne gesammelt, was die Transportentfernungen verringert. Je kleiner der Radius bei der Auslieferung ist, umso eher bieten sich Mehrwegflaschen an. So ist die Glasflasche jener aus PET (mit 50 Prozent Recyclat) ebenbürtig, wenn die Distanz vom Abfüller zum Zentrallager nicht mehr als 182 Kilometer beträgt.

Die Unterschiede von Einweg- und Mehrwegflaschen hatte 2010 bereits das Heidelberger IFEU Institut für Energie- und Umweltforschung in der Ökobilanz von Getränkeverpackungen untersucht. Dabei schnitten PET-Einwegflaschen aufgrund des hohen Recycling- und Wiederverwertungsniveaus in der Regel gleich gut ab wie Glas-Mehrwegflaschen. Eine Ausnahme bildete nur der örtlich stark eingeschränkte regionale Vertrieb. Seit 2022 sind im österreichischen Handel auch wieder Mehrweg-PET-Flaschen erhältlich. Mit verbindlichen Mehrweg-Quoten für den Lebensmitteleinzelhandel soll Mehrweg noch weiter ausgebaut werden. Und: Es wird daran gearbeitet, die ökologische Performance von Mehrwegflaschen weiter zu optimieren – Erfolgsfaktoren sind etwa Gewichtsreduktion sowie die Erhöhung des Recyclatanteils.

Die passende Wahl treffen

Die angeführten Studien zeigen: Sowohl Glas als auch PET haben als Packstoff für Mineralwasserverpackungen Vor- und Nachteile. Das gilt auch für Mehrweg und Einweg. Für die Wahl der passenden Mineralwasserflasche ist zum einen der Anlass entscheidend – sei es für ein festliches Essen, das Büro oder unterwegs. Darüber hinaus sollte stets die Ökobilanz der jeweiligen Option mitbedacht werden. Wichtig ist außerdem die richtige Sammlung und Verwertung der Getränkeverpackung – egal, aus welchem Material diese besteht.

„Je mehr Recyclat, desto besser“

Drei Fragen an Studienautor Roland Fehringer von c7-consult (April 2020, ergänzt Jänner 2024)

Welche Vor- und Nachteile von Glas und PET bei Mineralwasser ergeben sich aus der Ökobilanz?

Je höher der Recyclatanteil ist, umso geringer sind die Umweltauswirkungen. Das trifft auf alle Materialien zu. Bei der 1-Liter-Flasche aus 100 Prozent rPET (rePET) ist das Ergebnis um ein Fünftel besser als bei der Flasche ohne Recyclat. Das heißt: Ich kann 20 Prozent der Treibhausgase einsparen, wenn ich Recyclat verwende – das ist ein großer Vorteil bei PET. Bei Glas sieht es ähnlich aus. Wir sammeln ja in Österreich bereits sehr viele Glasflaschen, dadurch ist der Anteil von alten Scherben in einer Glasflasche schon sehr hoch. Bei der Glassammlung gibt es aber auch noch Potenzial nach oben. Bei PET wirkt sich eine Erhöhung des Recyclinganteils noch positiver auf die Umweltauswirkungen aus als bei Glas.

Gerade in Bezug auf Ein- und Mehrwegflaschen gibt es immer wieder Diskussionen. Wie sehen Sie das?

Die Konsumentin oder der Konsument braucht die Wahlfreiheit und das entsprechende Angebot. Jedoch sollte man ein paar Dinge beachten, wenn man einkaufen geht. Mehrweg hat eindeutige Vorteile im regionalen Konsum, wenn der Abfüller nicht allzu weit weg ist. Als Faustregel gilt: 100 Kilometer. Sind die Transportdistanzen hingegen größer, ist die Einwegflasche mit hohem Recyclatanteil besser. Beides hat Vorteile – und wir sollten uns bewusst sein, wann wir besser zu welcher Variante greifen.

Viele wissen gar nicht, was eine Ökobilanz überhaupt ist beziehungsweise was sie damit anfangen sollen. Bei wem liegt hier die Verantwortung?

Objektive Informationen ohne „Greenwashing" müssen alle in der Wertschöpfungskette bereitstellen. Einerseits die Verpackungshersteller und Abfüller, die bei der Verpackung möglichst hohe Recyclatanteile einsetzen sollen – andererseits auch der Handel, der zudem eine klare Kennzeichnung von Einweg, Mehrweg und Pfand garantieren soll. Nicht zuletzt liegt die Verantwortung auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten – wenn diese beispielsweise zu Einweg greifen, müssen sie die leeren Gebinde dem richtigen Sammelsystem zuführen, sonst ist das Material verloren und der Rohstoff steht keinem weiteren Lebenszyklus zur Verfügung. Nicht zuletzt sind auch die Medien dafür verantwortlich, die Botschaften objektiv zu kommunizieren.

Essen Sie informiert! Read Email A line styled icon from Orion Icon Library.