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Vom Mehrwegbehälter aus Glas bis zur Getränkeflasche aus dem Material gesammelter PET-Flaschen: Wertvolle Rohstoffe aus Verpackungen möglichst lange im Stoffkreislauf zu halten, wird immer wichtiger. Dabei geht es um mehr als rein ökologische Aspekte. Das Ziel sind die nachhaltig besten Lösungen für Umwelt und Wirtschaft sowie Konsumentinnen und Konsumenten.
Die Kreislaufwirtschaft (auch: Circular Economy) ist ein regeneratives System von Produktion und Verbrauch. Der Grundgedanke: Nach dem Verbrauch eines Produkts bleiben dessen Ressourcen und Materialien so lang wie möglich in einem geschlossenen Stoffkreislauf weiter erhalten. Dabei hat das Recycling – also die Wiederverwertung der Rohstoffe – eine Schlüsselfunktion. Durch die Kreislaufwirtschaft werden diese bestmöglich genutzt und Abfälle reduziert.
Die Sustainable Development Goals der UN von 2015 peilten den Übergang von einer Linear- zu einer Kreislaufwirtschaft an. Der erste EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft wurde 2015 veröffentlicht. Darin waren 54 Maßnahmen vorgesehen. Sie zielten auf die Förderung des Übergangs zu einer europäischen Kreislaufwirtschaft ab und wurden von der EU-Kommission bis zum Jahr 2019 umgesetzt. Beispiele sind die daraus entstandene EU-Strategie für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft und die Entwicklung eines Überwachungsrahmens für die Kreislaufwirtschaft.
Im Juni 2019 traten neue EU-Vorgaben für Kunststoff in Kraft: Die EU-Einwegkunststoff-Richtlinie (auch: Single-Use Plastics Directive, SUP) soll die Meere schützen, Littering (Vermüllung) verringern und hochwertiges Kunststoffrecycling fördern. Am weitreichendsten sind die Vorgaben für Kunststoffverpackungen. Darüber hinaus wurden auch zahlreiche andere Einwegkunststoffprodukte – von Trinkhalmen bis zu Wattestäbchen – einbezogen.
Basierend auf den Ergebnissen des Aktionsplans 2015 hat die EU-Kommission 2020 einen weiteren Aktionsplan vorgelegt. Dieser zielt darauf ab, nachhaltige Produkte zur EU-weiten Norm zu machen. Der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft für ein saubereres und wettbewerbsfähigeres Europa ist Teil des europäischen Grünen Deals für die bis 2050 angestrebte Klimaneutralität in der EU.
Im Jahr 2025 wurde die neue EU-Verpackungsverordnung veröffentlicht (Packaging and Packaging Waste Regulation, PPWR). Diese soll die Verpackungsmenge reduzieren und die Wiederverwendung und das Recycling fördern. Bis 2030 müssen alle Verpackungen in der EU recycelbar sein und bis 2035 in großem Umfang recycelt werden. Dazu werden Mindestanteile für den Rezyklatanteil von Kunststoffverpackungen und Mindestziele für das Recycling von Verpackungsabfällen vorgegeben. Ab 2026 treten die neuen Vorgaben schrittweise in Kraft.
5 Tonnen Abfall fallen in der EU pro Person und Jahr an. Dieses Video des EU-Parlaments zeigt die Hintergründe zur Kreislaufwirtschaft. Video: EU-Parlament
In Österreich regelt das Abfallwirtschaftsgesetz (AWG) im Gleichklang mit den EU-Vorgaben Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft bei Verpackungen.
5 einfache Schritte: So funktioniert das neue Pfandsystem auf Einweg-Getränkeverpackungen aus Kunststoff sowie Metalldosen für Getränke. Infografik: Recycling Pfand Österreich
Schon heute liegt unser Land in Sachen Abfallwirtschaft und Recycling im EU-Spitzenfeld. Im Jahr 2022 wurden laut Umweltbundesamt bereits fast 63 Prozent der Siedlungsabfälle in Österreich recycelt. Das sind die Abfälle aus privaten Haushalten und ihnen ähnliche Altstoffe (zum Beispiel Hausmüll, Speiseöle und -fette). Damit erreichte Österreich schon damals die von der EU geforderte Recyclingquote für Siedlungsabfälle von 60 Prozent.
Laut einer Studie von PwC wurden im Jahr 2021 in Österreich rund 12,8 Prozent der eingesetzten Materialien wiederverwendet (Zirkularitätsrate – Circular Material Use Rate). Damit lag unser Land bereits über dem EU-Durchschnitt. Die österreichische Kreislaufwirtschafts-Strategie sieht jedoch eine Steigerung der Zirkularitätsrate auf 18 Prozent bis 2030 vor.
Die Verpackungen von Lebensmitteln und Getränken machen einen vergleichsweise geringen Teil der gesamten Siedlungsabfälle aus. Bei Verpackungen betrug die Recyclingquote 2024 rund zwei Drittel. Beim Recycling von Metall- und Papierverpackungen lag Österreich bereits im letzten Jahr über den Zielen der europäischen Verpackungsverordnung, die bis Ende 2025 festgelegt wurden. Das gilt auch für das Recycling von Glasverpackungen.
Bei Kunststoffverpackungen gibt es noch Aufholbedarf. Im Jahr 2024 wurde ein Viertel dieser Abfälle recycelt. Um das EU-Ziel einer 50-Prozent-Recyclingquote ab 2025 zu erfüllen, muss die Verwertung von Kunststoffverpackungen – quer über alle Branchen – verdoppelt werden. Bis 2030 ist eine weitere Steigerung auf 55 Prozent vorgesehen. Maßnahmen dafür sind beispielsweise die gemeinsame Sammlung von Kunststoff- und Metallverpackungen in ganz Österreich ab 2025 sowie die noch gezieltere Sortierung von Leichtverpackungen.
Bei den getrennt gesammelten PET-Getränkeflaschen gibt die EU-Einwegkunststoff-Richtlinie bis 2029 eine Sammelquote vor: Bis dahin müssen 90 Prozent der Einweggetränkebehälter aus Kunststoff und Metall mit bis zu 3 Litern Inhalt gesammelt werden. Das in Österreich 2025 eingeführte Einwegpfand soll helfen, den Sammelertrag zu erhöhen.
Material | Österreich: Recyclingquote Ende 2024 (vorläufige Zahlen) | EU: Recyclingquote Ziele bis Ende 2025 | EU: Recyclingquote Ziele bis Ende 2030 |
Alle Verpackungen | Zahl noch nicht vorhanden | 65 % | 70 % |
Papier | 80 % | 75 % (erfüllt) | 85 % |
Glas | 86 % | 70 % (erfüllt) | 75 % (erfüllt) |
Metalle | 75 % | Fe-Metall*: 70 % Alu: 50 % | Fe-Metall*: 80 % Alu: 60 % |
Kunststoffe | 25 % | 50 % | 55 % |
Bei den Packstoffen Papier, Glas und Metall ist Österreich bereits auf einem guten Weg. Bei Kunststoff muss die Recyclingquote noch erhöht werden. Quelle: Altstoff Recycling Austria AG (ARA): ARA Bilanz 2024: Mehr als 1 Mio. Tonnen Verpackungen und Altpapier in Österreichs Haushalten gesammelt.
* FE-Metall = eisenhaltige Metalle wie Eisen, Stahl, Kobalt oder Nickel
Ein wesentlicher Hebel für einen nachhaltigen Verpackungskreislauf ist die einfache Sammlung von Verpackungen. Seit 2025 gibt es österreichweit ein einheitliches Sammelsystem für Kunststoff- und Metallverpackungen. Alle Leichtverpackungen aus Kunststoff kommen nun zusammen mit Plastikflaschen, Getränkekartons und Metallverpackungen in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack (Ausnahme: PET-Flaschen und Metalldosen mit Einwegpfand sind im Handel zu retournieren).
Gleichzeitig müssen die Konsumentinnen und Konsumenten bei der richtigen Abfalltrennung im Haushalt unterstützt werden. Nicht zuletzt kommt dem Circular Packaging Design – also der Entwicklung ressourcenschonender und recyclingfähiger Verpackungen – künftig eine noch wichtigere Rolle zu. Damit verbunden muss auch die Akzeptanz der Konsumentinnen und Konsumenten für Produkte aus wiederverwerteten Materialien weiter steigen.
Abfallwirtschaftsgesetz 2002 (AWG). Bundesgesetz über eine nachhaltige Abfallwirtschaft (abgerufen am 10. Februar 2025)
Abfallwirtschaftsgesetz 2002 (AWG-Novelle Kreislaufwirtschaftspaket). Bundesgesetz, mit dem das Abfallwirtschaftsgesetz 2002 geändert wird. Beschlossen im Bundesrat 393/BNR (abgerufen am 10. Februar 2025)
ARA Bilanz 2024: Mehr als 1 Mio. Tonnen Verpackungen und Altpapier in Österreichs Haushalten gesammelt. Presseinformation von Altstoff Recycling Austria (ARA). Auf ara.at (abgerufen am 10. Februar 2025)
ARA Circular Economy Barometer 2024: Allzeithoch für Kreislaufwirtschaft. Presseinformation von Altstoff Recycling Austria (ARA). Auf ara.at (abgerufen am 10. Februar 2025)
Circular economy action Plan. Information der Europäischen Kommission vom 18. Oktober 2024. Auf ec.europa.eu (abgerufen am 10. Februar 2025)
Circularity Gap Report Austria 2019. Herausgegeben von Circle Economy und Altsstoff Recycling Austria (ARA) vom Juni 2019. Auf ara.at (abgerufen am 10. Februar 2025)
Circularity Gap Report 2024. Herausgegeben von Circle Economy. Auf circularity-gap.world (abgerufen am 6. Februar 2025)
Die Meilensteine des Kreislaufwirtschaftspakets. Infografik von Altstoff Recycling Austria (ARA). Auf ara.at (abgerufen am 10. Februar 2025)
Die österreichische Kreislaufwirtschafts-Strategie. Information des Umweltbundesamts. Auf umweltbundesamt.at (abgerufen am 10. Februar 2025)
Eine europäische Strategie für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft. Mitteilung der Europäischen Kommission am 16. Jänner 2018. Auf eur-lex.europa.eu (abgerufen am 10. Februar 2025)
Einwegkunststoff-Richtlinie (Single-Use Plastics Directive). Richtlinie (EU) 2019/904 über die Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt vom 5. Juni 2019. Auf eur-lex.europa.eu (abgerufen am 10. Februar 2025)
First Circular Economy Action Plan. Information der Europäischen Kommission vom 21. Oktober 2024. Auf ec.europa.eu (abgerufen am 10. Februar 2025)
Kreislaufwirtschaft. Definition und Vorteile. Information des Europäischen Parlaments, aktualisiert am 1. Juni 2023. Auf europarl.eu (abgerufen am 10. Februar 2025)
Neuer Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft: Für ein saubereres und wettbewerbsfähigeres Europa. Mitteilung der Europäischen Kommission vom 11. März 2020. Auf eur-lex.europa.eu (abgerufen am 10. Februar 2025)
Packaging Waste. EU rules on packaging and packaging waste, including design and waste management. Auf environment.ec.europa.eu (abgerufen am 10. Februar 2025)
Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR): Proposal for a revision of EU legislation on Packaging and Packaging Waste. Verordnungsentwurf der Europäischen Kommission. Auf environment.ec.europa.at (abgerufen am 10. Februar 2025)
Pfandverordnung für Einweggetränkeverpackungen. Verordnung der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie über das Pfand für Einweggetränkeverpackungen aus Kunststoff oder Metall vom 10. Oktober 2023. Auf ris.bka.gv.at (abgerufen am 10. Februar 2025)
Rohstoff Kunststoff. Ressourcen und Kreislaufwirtschaft neu denken und machen. Herausgegeben von Altstoff Recycling Austria (ARA) im September 2019. Auf ara.at (abgerufen am 10. Februar 2025)
Statusbericht zur Abfallwirtschaft in Österreich. Presseinformation des Umweltbundesamtes vom 5. Juni 2024. Auf umweltbundesamt.at (abgerufen am 10. Februar 2025)
Überwachungsrahmen für die Kreislaufwirtschaft. Mitteilung der Europäischen Kommission am 16. Jänner 2018. Auf eur-lex.europa.eu (abgerufen am 10. Februar 2025)
Von linear zu zirkulär: Status Quo der österreichischen Kreislaufwirtschaft. Information von PwC vom 10. September 2024 (abgerufen am 10. Februar 2025)
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